Wer schützen will, muss Schützen lernen

Interne Schulung des „Stabs für außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE).

Deckblatt des Ablaufplans. Die Unterlagen an sich waren natürlich wesentlich umfangreicher. (Bild: Stadt Plettenberg)

Nina Schweinebart referiert über das Krisenmanagementsystem. (Bild: Stadt Plettenberg)

Im Ratssaal fand der größte Teil der Schulung statt. (Bild: Stadt Plettenberg)

Vorbereitungen für eine der Planbesprechungen. (Bild: Stadt Plettenberg)

Die fiktive Lage des Bombenfunds. Auf der Karte sind Sperr- und Warnradius eingezeichnet, wie auch die Daten zu den betroffenen Gebieten der Innenstadt. (Bild: Stadt Plettenberg)

Arten von Notlagen und Lösungen wurden erarbeitet. Julia Gaarz resümiert. (Bild: Stadt Plettenberg)

„Zu handeln ‚sorgt‘ mich nie, nicht zu handeln schon.“ Das hat der frühere britische Premierminister Winston Churchill im Dezember 1940 einem seiner Generäle geschrieben („I never ‚worry‘ about action, but only about inaction.“).

Dieser Grundsatz war wahrscheinlich schon damals nicht neu, wird aber wohl immer aktuell sein. Dies gilt vor allem dann, wenn die Bevölkerung vor Krisen und Katastrophen geschützt werden muss.

Das will gelernt sein. Der „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“ (SAE), oder auch umgangssprachlich Krisenstab genannt, existiert bei der Stadt Plettenberg in seiner heutigen Form seit der Coronapandemie (wir berichteten bereits). Doch der Notfall will geprobt sein!

Deswegen haben sich die Mitglieder des SAE und der angeschlossenen Koordinationsgruppe* intern von zwei Expertinnen der Kommunal Agentur NRW fortbilden lassen, Julia Gaarz und Nina Schweinebart (beide Rettungsingenieurinnen).

Was ist eine Krise, was eine Katastrophe? Worin liegt der Unterschied zwischen Zivil- und Bevölkerungsschutz? Wer ist in den jeweiligen Fällen verantwortlich? Diese auf den ersten Blick einfachen, grundlegenden Fragen wurden mit Tiefgang erörtert, denn so einfach es erstmal auch scheint, ist es am Ende doch nicht.

Es wurden allerdings nicht nur Vorträge gehalten oder theoretisch Wissen vermittelt. Gleich am ersten der beiden Schulungstage sollten alle Anwesenden überlegen, welche Krisen- oder Katastrophensituationen auf die Menschen der Vier-Täler-Stadt zukommen könnten und als die Sammlung auf Karteikarten an den Pinnwänden hing, war es eine beeindruckende Menge an möglichen Szenarien.

Die ständigen und einsatzspezifischen Mitglieder des SAE, als auch der angeschlossenen Koordinationsgruppe, wurden daraufhin mit mehreren Lagen konfrontiert, bei denen der organisatorische und administrative Ablauf zu üben war. In einem Szenario wurde in der Innenstadt eine 1000 Pfund Weltkriegsbombe gefunden. Sperr- und Warnradius (300 und 700 Meter) betrafen allerdings auch den Sitz des SAE und der Koordinationsgruppe. In der Realität wäre nun ein Umzug an einen anderen Standort nötig gewesen. Die Stadt Plettenberg hätte allerdings auch ‚in echt‘ einen passenden Ausweichstandort gehabt. Dann ging in dem erdachten Szenario bei der Entschärfung alles schief, Explosion! Schnelle Anpassungen waren auch hier nötig. Es wurde nicht daran gespart „noch eine Schippe draufzulegen“.

Zugegeben, die Übungen waren diesmal auf den Stab für außergewöhnliche Ereignisse und die Koordinationsgruppe beschränkt. Dabei wird es aber nicht bleiben. Der klare Rat der Expertinnen: Üben, üben, üben! Und das auch im größeren Rahmen, mit einem guten Teil des Personals von Verwaltung, Baubetriebshof und Feuerwehr.

Das wird geschehen, wir werden darüber informieren. Bis es soweit ist, wird das Erlernte gefestigt, auch die Stellvertretenden geschult und ebenso materiell weiter nachgerüstet.

Die Stadt Plettenberg möchte hier Vorbild für die Notfall-Vorbereitung sein. Daher richten wir erneut den Appell an die Bevölkerung der Vier-Täler-Stadt, sich – in aller Ruhe und Stück für Stück – ebenso auf mögliche Krisen- oder Mangellagen vorzubereiten. Mehr Informationen dazu, wie auch zum Thema „Bevölkerungsschutz bei der Stadt Plettenberg“ generell, erhalten Sie hier: plettenberg.de/krise.

 

*Hintergrund:

Der Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) besteht aus übergeordneten, ständigen und ereignisspezifischen Mitgliedern. Dem SAE angeschlossen ist die sogenannte Koordinationsgruppe, mit Expert:innen der jeweils nötigen Fach- und Sachgebiete. Hier werden einerseits die Anordnungen des SAE an das ausführende Personal weitergegeben und koordiniert, andererseits erfolgt hier auch die Rückmeldung „von außen“ an den SAE. Diese Rückkopplung ist ebenso wichtig, wie die Anweisungen selbst, um immer dynamisch auf der Höhe der Lage zu bleiben.

Wo SAE und Koordinationsgruppe im Krisen- oder Katastrophenfall tagen und sitzen, wird nicht bekanntgegeben.