Uni Hamburg beendet Exkursion zum "Plettenberger Bänderschiefer"

Dieser ist für die Wissenschaftler von besonderem Interesse!

Ein Bild des Plettenberger Bänderschiefers. (Bild: Uni Hamburg)

Prof. Dr. Martin Wiesner und Dr. Thomas Lüdmann vom Institut für Geologie an der Uni Hamburg haben sich einen Tag vor Ende der Exkursion mit 18 Studierenden (wir berichteten vor) Zeit genommen, um mit Moritz Jankowsky aus unserer Stadt- und Umweltplanung einige Punkte von Interesse im Stadtgebiet anzufahren. Darunter für einen Überblick der Wanderparkplatz Bracht, dann ging es zum Bereich "Alte Ziegelei" und abschließend zum Oesterhammer.

Denn das Ziel der zehntägigen Exkursion - der "Plettenberger Bänderschiefer" - ist für die Wissenschaftler von besonderem Interesse! Es ist das älteste Gestein des rechtsrheinischen Schiefergebirges. Zudem kann hier die "Wanderung" des Sauerlands über hunderte von Millionen Jahren nachvollzogen werden. Wie auf dem Bild mit den Karten und roten Pfeilen in der Galerie zu sehen, ist das Sauerland in den vergangenen fast 500 Millionen Jahren vom Südpol über den Äquator bis zum heutigen Punkt durch die Erdkrustenverschiebung (Tektonik) gewandert. Natürlich spielten da auch vulkanische Aktivitäten eine Rolle.

Vereinfacht ausgedrückt: Anhand der Gesteine (harter Sandstein, weicher Bänderschiefer und weitere) kann abgelesen werden, wann das Gebiet des späteren Sauerlands unter Wasser lag und dann über die Wasserlinie kam. Durch Versteinerungen wird dies im wahrsten Sinn sehr anschaulich. Ob versteinerte Panzerfische, Trilobiten (Meerestiere, die vom Aussehen her Asseln ähneln, oder dem Panzer eines Gürteltiers) oder nun in Gestein gebannte Wellenmuster (die einmal Sand in seichtem Wasser waren) und Pflanzen - was wir hier in der Vier-Täler-Stadt und auf benachbartem Gebiet (wie Hüinghausen) zu bieten haben, freut die Geologen.

Als es im Carbon (vor etwa 350 Millionen Jahren) zur Auffaltung des Gebiets kam, bildete sich ein Faltengebirge mit zwei großen Falten und einem so genannten "Sattel-Mulden-Sattel-System". Die Mulden bildeten mit hartem Gestein die Höhenzüge und die Sattel mit weicherem Material die Täler. Das alles muss damals ähnlich hoch wie die Alpen gewesen sein. Das Gebirge wurde dann durch äußere Einflüsse über millionen Jahre auf die heutigen Höhen abgetragen.

Es ist hier bei uns also auf engstem Raum eine erdgeschichtliche Entwicklung ablesbar, vom Ordovizium bis zum Devon, also von vor 465 millionen bis 350 millionen Jahren. Die Kontinente wanderten, veränderten laufend ihre Form und Lage, mittendrin das Sauerland. "Mit dem ältesten Dokument, dem Plettenberger Bänderschiefer. Das ist etwas ganz Besonderes!", ordnet Martin Wiesner ein: "Man kann hier spazieren gehen und durchläuft diese Entwicklungsgeschichte. [...] Wir kommen von einer Wassertiefe von etwa 200 Metern, dann tritt ein Delta ähnlich dem heutigen Mississippi-Delta auf, wahrscheinlich noch größer." Thomas Lüdmann ergänzt: "Es haben entscheidende Schritte in der Evolution stattgefunden. Nämlich der Pflanzen und auch der Tiere!" Denn erst gab es nur karge Landmassen. Am Böllenberg in Herscheid wurden die ersten (versteinerten) Pflanzen entdeckt, das Klima entwickelte sich damals weiter.

Prof. Dr. Martin Wiesner und Dr. Thomas Lüdmann tauschten sich mit unserem Kollegen Moritz Jankowsky aber auch über die Beschaffenheiten der heute hier vorhandenen Gesteine aus, die durchaus bei Bodengutachten wichtig werden können. Beispielsweise können bestimmte Gesteinsarten bei starkem Regenfall aufquellen und Baugrund verändern oder unbebaubar machen.

Alle Seiten sind sich einig, dass die Kooperation zwischen den Hamburger Geologen und der Vier-Täler-Stadt künftig wieder intensiver werden soll. Wir bedanken uns bei unseren Besuchern für diese überaus interessanten und beeindruckenden Einblicke - wir freuen uns auf mehr!