Auch in diesem Jahr findet wieder im Rahmen der Bachelor-Ausbildung im Studiengang Erdsystemwissenschaften der Universität Hamburg eine geologische Kartierung im Ebbegebirge statt.
Insgesamt 18 Studierende werden vom 23. Juli bis 3. August in Dreiergruppen in Gebieten von jeweils etwa drei Quadratkilometern Größe zwischen Sundhelle und Weiße Ahe die Verbreitung der Gesteine bestimmen und daraus eine geologische Karte anfertigen.
Aber warum kommen die Studierenden immer wieder hierher? Die Hamburger Gegend bietet ja Zeugnisse der Eiszeiten aus jüngster geologischer Vergangenheit, da gibt es schon enorm viel zu lernen. Aber das Ebbegebirge erlaubt einen wichtigen Einblick in die Prozesse weit zurückliegender Zeiträume. Die abwechslungsreiche Geologie gewährt den Studierenden ideale Möglichkeiten verschiedene Gesteinstypen kennen zu lernen und die komplexen dynamischen Vorgänge auf der Erde zu verstehen.
Die Formung des Ebbegebirges, als Teil des Rheinischen Schiefergebirges, ist eine Folge der Wanderung der Kontinentalplatten in der geologischen Vergangenheit. Die sogenannte Kontinentaldrift führte zur Entstehung der heutigen Kontinente, wobei alte Ozeane verschwunden und neue entstanden sind. Kam es dabei zur Kollision der Platten, formten sich ausgedehnte Gebirgszüge wie z.B. die Alpen und das Rheinische Schiefergebirge.
Die fesselnde Zeitreise des Landschaftsraums Ebbegebirge beginnt vor rund 500 Millionen Jahren (im Zeitalter des Ordoviziums). Ältestes Dokument aus dieser Zeit und zugleich das älteste Gestein des gesamten rechtsrheinischen Schiefergebirges ist der nur in Plettenberg vorzufindende, aber weit über die Grenzen Deutschlands hinaus in der Fachliteratur bekannte Plettenberger Bänderschiefer. Zu dieser Zeit befand sich das heutige Ebbegebiet in der Nähe des Südpols, vor einem Avalonia genannten kleinen Kontinent. Angetrieben durch tektonische Kräfte im Erdinneren bewegte sich dieser Kontinent über viele Jahrmillionen nach Norden in den Bereich des Äquators.
Dabei lag das Gebiet zumeist unter Meeresbedeckung und durchlief mehrere Klimazonen, verbunden mit Meeresspiegelveränderungen und Vulkanausbrüchen. Typische Ablagerungen aus dieser Zeit sind Tone und Sande sowie Kalke und vulkanische Asche. Durch die Kollision Avalonias mit dem Großkontinent Gondwana, vor etwa 300 Millionen Jahren, wurden die zu Tonstein, Sandstein, Kalkstein und Vulkanit verfestigten Ablagerungen aufgefaltet und auf eine Höhe von wahrscheinlich fünf Kilometern herausgehoben. Die anschließende Verwitterung trug das Gebirge ab und formt bis heute die Landschaft des Ebberaums. All diese Veränderungen lassen sich an den Gesteinen, die im Plettenberger Gebiet auftreten, ablesen.
Während der Kartierarbeiten werden sich die Studierenden nicht nur auf den Wegen aufhalten, sondern auch die bewaldeten Gebiete betreten. Die Regionalforstämter Märkischer Kreis und Kurköln sind informiert, ebenso die entsprechenden Fachdienste der Stadt Plettenberg und der Gemeinde Herscheid.
Die Universität Hamburg möchte daher auf diesem Weg insbesondere die Öffentlichkeit sowie die betroffenen privaten Waldeigentümer und Forstbetriebsgemeinschaften über die Ausbildung unterrichten.
Die Stadt Plettenberg begrüßt die angehenden und gestandenen Geowissenschaftler:innen in unserer Vier-Täler-Stadt und wünscht allerbestes Gelingen bei optimalem Wetter!