Die Schiebetür vom Haupteingang des Rathauses öffnet sich. Eine erboste Person betritt das Foyer zielstrebig und beschimpft wild das Personal, es muss mit Gewaltbereitschaft gerechnet werden.
Kolleg:innen sitzen in ihren Dienstzimmern, die Tür wird fast schon aufgetreten und nur der Schreibtisch trennt Personal und Angreifende.
Während eines Gesprächs eskaliert eine zuvor noch sachliche Unterhaltung und die Person greift das Personal an.
Das sind alles Situationen, die in der heutigen Zeit leider immer öfter passieren können. Wie sollen die städtischen Mitarbeiter:innen dann reagieren? Was darf oder muss man sich gefallen lassen? Was kann getan werden, um solche Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen? Antworten für diese und mehr Fragen stellt sich die Stadtverwaltung Plettenberg nicht erst seit gestern.
„In unseren Räumlichkeiten gilt: Keine Toleranz bei Gewalt! Ein wichtiges Motto, das Bürgermeister Ulrich Schulte, alle Kolleginnen und Kollegen und ich hier bei uns in der Stadtverwaltung ‚leben‘. Festgehalten in einer Grundsatzerklärung“, erklärt Matthias Steinhoff, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters und Leiter der Internen Serviceleistungen.
Was nicht geduldet wird, sind beispielsweise verbale Aggressionen, Beleidigungen, jede Form körperlicher und physischer Gewalt oder deren Androhung. Dass das Mitbringen von Waffen nicht erlaubt ist, sollte sich von selbst verstehen.
Dieses Festzuhalten ist das eine, aber es muss auch um- und durchgesetzt werden. Bei der Stadt Plettenberg findet dies durch jährliche Schulungen des Personals statt, aber auch durch direkte Maßnahmen, die der Sicherheit dienen.
„Die jährlichen Deeskalationstrainings sind nur ein Baustein. Wir achten auf unseren Umgangston, bilden uns im Konfliktmanagement weiter. Das alleine reicht aber nicht. Wir haben ein Besucherleitsystem etabliert, Nebeneingänge geschlossen, Deeskalationshelfer ausgebildet und eingesetzt und eine Alarmierung über die Telefonanlage eingerichtet.“, ergänzt Steinhoff.
Kommt es also zu einer angespannten oder gefährlichen Lage, stehen die Kolleginnen und Kollegen nicht alleine da, kriegen aus den benachbarten Büros unmittelbar „Rückendeckung“. Weitere Sicherheitsmaßnahmen – die wir hier verständlicherweise nicht vermitteln werden – runden das städtische Konzept für möglichst hohe Sicherheitsstandards im Dienst ab. Die Polizei wurde und wird zudem beratend hinzugezogen.
All diese Maßnahmen scheint die Stadtverwaltung Plettenberg zu einer Vorreiterin zu machen. Daher wurde Matthias Steinhoff gebeten, am vergangenen Mittwoch (02.08.) über das Sicherheitskonzept zu berichten. Das bei der Beitrittsveranstaltung des Regierungsbezirks Arnsberg zum Präventionsnetzwerk „#sicherimDienst“, im Beisein von NRW-Innenminister Herbert Reul.
Direkt nach dessen Einführungsrede hielt Steinhoff den Vortrag „Impuls: Gewaltschutz in der Stadtverwaltung Plettenberg“. Im weiteren Verlauf der Veranstaltung, wurde die generelle Thematik in einer Gesprächsrunde mit Praxisbeispielen vertieft. Matthias Steinhoff brachte dies die Gewissheit, auf dem richtigen Weg zu sein: „Bei allen Punkten, die dort als notwendig angesprochen wurden, konnte ich sagen – das haben wir schon.“
Doch auf diesen Lorbeeren ruht sich die Stadtverwaltung der Vier-Täler-Stadt nicht aus. Künftig wird es weiter die regelmäßigen Schulungen und flexiblen Anpassungen geben, damit die Sicherheit im Rathaus für Personal und Besucher:innen stets so hoch wie möglich ist und bleibt.
Hintergrund:
Regierungspräsident Heinrich Böckelühr hatte neben dem Innenminister und dem Plettenberger Vertreter zudem Alexandra Dorndorf (Polizeipräsidentin Münster) und Dietmar Schirrmacher (Polizeipräsidium Recklinghausen) als Referent:innen in den Walter Lübcke Saal der Bezirksregierung Arnsberg eingeladen. Die offizielle Pressemitteilung finden Sie hier.
Hier Informationen zur Umbenennung – und damit Ehrung – des Sitzungssaals der Bezirksregierung Arnsberg in „Walter Lübcke Saal“ (PDF).
Neben der Stadt Plettenberg sind bei diesem Termin noch mehrere Dutzend weitere Kommunen dem Präventionsnetzwerk beigetreten, das nun rund 1.250 Mitglieder umfasst. 450 Behörden haben sich bei der NRW-Initiative zusammengeschlossen, um wichtige Hilfestellungen bieten zu können.
Hier finden Sie mehr
zum Präventionsnetzwerk #sicherimDienst (die Stadt Plettenberg trat hier offiziell bei dieser Veranstaltung bei, seit Oktober 2021 sind allerdings bereits Einzelpersonen aus der Stadtverwaltung Mitglied),
zum Verein „SoKo Respekt e.V.“ (Die Stadt Plettenberg ist seit Juni 2020 Mitglied).
Hier geht es zum „Präventionsleitfaden „Mehr Schutz und Sicherheit von Beschäftigten im öffentlichen Dienst“ des Landes NRW, bzw. des Netzwerks (PDF).