Sprache, Schultüten und Tornister

Vorschulprojekt fördert Kinder ohne Sprachkenntnisse und Kita-Platz.

Die Kinder des aktuellen Jahrgangs, mit ihren Müttern. (Bild: Stadt Plettenberg)

Die Kinder des aktuellen Jahrgangs. (Bild: Stadt Plettenberg)

Die Kinder des aktuellen Jahrgangs, mit den Frauen hinter dem Vorschulprojekt. Ganz links: Gudula Mueller-Töwe. Ganz rechts: Katharina Kreikebaum. (Bild: Stadt Plettenberg)

Es ist nicht mehr lange hin. Anfang August geht das neue Schuljahr los und damit kommen auch ganze viele Kinder aus den Kindergärten in die Grundschulen.

Für unsere kleinen „i-Dötzchen“ ist das eine sehr spannende Zeit! Doch es gibt auch Kinder unter uns, für die der Start in die Grundschule mit viel Unsicherheit verbunden ist, vielleicht sogar mit Angst.

Denn diese Kinder können kein Deutsch, kennen keinen Kindergarten und brauchen daher unsere Hilfe. Es sind die Kinder von Geflüchteten oder Migrierten, die sich in einer völlig neuen, völlig anderen Umgebung orientieren müssen.

Deswegen haben sich das Diakonische Werk Lüdenscheid-Plettenberg, das Kommunale Integrationszentrum des Märkischen Kreises, die Plettenberger LernZeit gGmbH und die Schulleiter:innen der Vier-Täler-Stadt mit der Martin-Luther-Schule zu einer Steuergruppe zusammengeschlossen.

Gemeinsam haben sie 2020 das Vorschulprojekt zur Sprachförderung ins Leben gerufen und darin auch weitere Projekte integriert, wie die Aktion „Guter Schulstart“ der Diakonie (dazu später hier mehr). Voraussetzung ist, dass die Kinder keine Deutsch-Kenntnisse haben und auch keinen Kita-Platz. Bei zugezogenen Familien ist diese Kombination leider keine Seltenheit.

In diesem Vorschulprojekt geht es also darum, den Kindern die Deutsche Sprache zu vermitteln und auch ein wenig das „Kindergartengefühl“, die Sozialisierung mit anderen Kindern, näherzubringen. Dies geschieht einerseits durch eine zweistündige Betreuung, an fünf Tagen in der Woche, in den OGS-Räumen der Martin-Luther-Schule. Andererseits aber auch mit Ausflügen, wie zum Beispiel dem Besuch eines Bauernhofs, der Stadtbücherei oder in Kindertagesstätten und die Zahnprophylaxe steht auch immer auf dem Programm.

Doch, wenn die Kinder schon keine deutschen Sprachkenntnisse mitbringen, wie sieht es dann bei deren Eltern aus? Meist leider ähnlich. Daher ist das Vorschulprojekt um ein parallel zu den Betreuungszeiten stattfindendes „Elterncafé“ erweitert worden, bisher finanziert durch die Prange-Gruppe. Hier findet für die Erwachsenen Deutschunterricht auf täglicher Basis statt. Zudem können die zugezogenen Eltern aus verschiedensten Kulturkreisen selbst mehr über unsere Kindergärten und das Schulsystem erfahren, Fragen stellen, Antworten bekommen. Diese Erkenntnisse tragen sie dann auch in ihren eigenen Bekanntenkreis weiter.

So werden die Kinder und ihre Eltern auf den Schulstart vorbereitet, was für sie eine enorme Erleichterung darstellt! Zudem sind die Kinder aus diesen zugezogenen Familien auch immer ein wichtiger Faktor bei der Integration. Die Kleinen lernen von den anderen Kindern meist schneller die Sprache, die Gebräuche und gesellschaftlichen Strukturen, als es die Eltern je könnten. Umso wichtiger ist also ein möglichst glatter Start in die Grundschule!

Dafür findet auch zum Ende eines jeden Projektjahres etwas Besonderes statt! Bevor es für die Kinder des Projekts in die Grundschule geht, werden sie dafür auch ausgestattet!

An einem Morgen (wie dieses Mal am 24.05.) versammeln sich die Kleinen in der Martin-Luther-Schule und basteln in den OGS-Räumen Schultüten, unterstützt von ihren Eltern. Zum Duft von frischen Waffeln, Kakao und Kaffee entstehen dort für uns typische Zuckertüten, die für diese neuen Mitmenschen in unserer Mitte aber etwas völlig Neues sind. Die Augen der Kinder glänzen, was auch die Eltern nicht unberührt lässt.

Und dann ging es zum Projekt „Guter Schulstart“ der Freiwilligenzentrale der Diakonie Lüdenscheid-Plettenberg um Leiterin Heike Schäfer. Die Kinder bekommen hier rechtzeitig vor dem Grundschulstart ihren eigenen, bunten, gut ausgestatteten Schultornister! Ursprünglich möglich gemacht hatte das Projekt eine Spende der Firma „Schmiedetechnik Plettenberg“ in 2018. Mittlerweile ist das Projekt über private Spenden finanziert. Dieses Jahr übergab Gudula Mueller-Töwe, Schulsozialarbeiterin der Diakonie, die Tornister an die dankbaren Kinder: „Die Wertschätzung der Kinder und Eltern für diese Angebote ist riesig! Wir können hier täglich beobachten, wie wir diese Menschen bewegen, wie motiviert sie sind und diese Begeisterung tragen sie eben auch weiter.“

Die Finanzierung des Vorschul-, aber auch des Elterncafé-Projekts muss natürlich gesichert sein. Das Elterncafé wurde bisher von der Prange-Gruppe und dem Diakonischen Werk finanziert, das Vorschulprojekt über die Stadt Plettenberg. Erfreulicherweise kann beides künftig über ein Förderprogramm des NRW-Ministeriums für Kinder, Jugend, Familie, Gleichstellung, Flucht und Integration finanziert werden. In Plettenberg wird dies unter dem Namen „LEA – Leben in Europa für Alle“ umgesetzt und soll im Ganzen zur Verbesserung der Integration Zugewanderter beitragen, unter anderem auch was den Kampf gegen Schulabsentismus und Vorbehalte gegenüber Behörden und Institutionen angeht.

Dennoch ist jede weitere Unterstützung willkommen, ob in Form von Spenden oder Ideen. Kontakt hierfür sind die Freiwilligenzentrale der Diakonie und die Plettenberger LernZeit gGmbH.

Gudula Mueller-Töwe vom Diakonischen Werk und Kathatrina Kreikebaum, Geschäftsführerin der Plettenberger LernZeit gGmbH, möchten an dieser Stelle allen Mitgliedern der Steuergruppe und allen Unterstützer:innen danken, denn ohne sie wäre dieses Vorschulprojekt für Sprachförderung nicht möglich, sagt Katharina Kreikebaum: „Durch die Mitarbeit vieler engagierter Kolleginnen und Kollegen und insbesondere durch den großen Einsatz der pädagogischen Mitarbeitenden vor Ort, konnten wir das Projekt jedes Jahr weiterentwickeln und den Kindern ein lehrreiches und schönes Vorschuljahr ermöglichen.“

Wir bedanken uns bei allen Bürgerinnen und Bürgern, die diese Projekte unterstützen!