Plettenberger Bänderschiefer im Blick: Erneut praktische Ausbildung für angehende Geowissenschaftler aus der Hansestadt Hamburg in der Vier-Täler-Stadt

Erneut praktische Ausbildung für angehende Geowissenschaftler aus der Hansestadt Hamburg in der Vier-Täler-Stadt.

Die Suchgebiete der Wissenschaftler:innen. (Bild: Uni Hamburg)

Wie bereits in den vergangenen Jahren, so findet auch dieses Jahr, im Rahmen der Bachelor Ausbildung im Studiengang Erdsystemwissenschaften der Universität Hamburg, wieder eine geologische Kartierung im Ebbegebirge statt.

Diesmal werden insgesamt 13 Studierende in Kleingruppen vom 21. bis 31. Juli in Gebieten von jeweils etwa 3 km2 Größe zwischen Sundhelle und Weiße Ahe die Verbreitung der Gesteine bestimmen und daraus eine geologische Karte anfertigen.

Hierzu wurde seitens der Lehrenden das Ebbegebirge ausgewählt, da es neben den vielen Gesteinsaufschlüssen, die im eiszeitlich geprägten Hamburger Raum leider nicht vorhanden sind, einen Einblick in die Prozesse weit zurückliegender Zeitalter bietet. Die abwechslungsreiche Geologie gewährt den Studenten ideale Möglichen verschiedene Gesteinstypen kennen zu lernen und die komplexen dynamischen Vorgänge auf der Erde zu verstehen. Die Formung des Ebbegebirges, als Teil des Rheinischen Schiefergebirges, ist eine Folge der Wanderung der Kontinentalplatten in der geologischen Vergangenheit. Sie führte zur Verteilung der heutigen Landmasse, wobei Kontinente kollidierten und wieder auseinanderbrachen sowie frühere Ozeane verschwunden und neue entstanden sind. Kam es dabei zur Kollision der Platten formten sich ausgedehnte Gebirgszüge wie z.B. die geologisch jungen Alpen und das zum Erdaltertum gehörende Rheinische Schiefergebirge.

Die fesselnde Zeitreise des Landschaftsraums Ebbegebirge beginnt vor rund 500 Millionen Jahren im Zeitalter des Ordoviziums. Ältestes Dokument aus dieser Zeit und zugleich das älteste Gestein des gesamten rechtsrheinischen Schiefergebirges ist der nur in Plettenberg vorzufindende, aber weit über die Grenzen Deutschlands hinaus in der Fachliteratur bekannte Plettenberger Bänderschiefer.

Zu dieser Zeit befand sich das heutige Ebbegebiet in der Nähe des Südpols vor einem Avalonia genannten kleinen Kontinent. Angetrieben durch tektonische Kräfte im Erdinneren bewegte sich dieser Kontinent über viele Jahrmillionen nach Norden in den Bereich des Äquators. Dabei lag das Gebiet zumeist unter Meeresbedeckung und durchlief mehrere Klimazonen, verbunden mit Meeresspiegelveränderungen und Vulkanausbrüchen. Typische Ablagerungen aus dieser Zeit sind Tone und Sande sowie Kalke und vulkanische Asche. Durch die Kollision Avalonias mit dem Großkontinent Gondwana vor etwa 300 Millionen Jahre wurden die zu Tonstein, Sandstein, Kalkstein und Vulkanit verfestigten Ablagerungen aufgefaltet und auf eine Höhe von wahrscheinlich fünf Kilometern herausgehoben. Die anschließende Verwitterung trug das Gebirge ab und formt bis heute die Landschaft des Ebberaums. All diese Veränderungen lassen sich an den Gesteinen, die im Plettenberger Gebiet auftreten, ablesen.

Während der Kartierarbeiten werden sich die Studierenden nicht nur auf den Wegen aufhalten, sondern auch die bewaldeten Gebiete betreten. Das Regionalforstamt Märkischer Kreis ist informiert, ebenso die entsprechenden Fachdienste der Stadt Plettenberg und der Gemeinde Herscheid.

Die Universität Hamburg möchte daher auf diesem Weg insbesondere die Öffentlichkeit sowie die betroffenen privaten Waldeigentümer und Forstbetriebsgemein­schaften und die Jagdausübungsberechtigten über die Ausbildung unterrichten.

Die Stadt Plettenberg wünscht bei diesem Unterfangen wieder viel Erfolg und neue Erkenntnisse.